Bericht des Chronisten
Otmar Holzer
Landesverbandstag, 15.1.2017 St. Gallenkirch
Liebe Krippenfreundinnen, Freunde.....
Eigentlich war mein letzter Bericht vor einem Jahr auch der endgültige Abschluss meiner Chronisten-Laufbahn im Landesverband. Unser Obmann Josef hat mich aber intensiv bearbeitet und gebeten, doch noch einen Bericht zu machen.
Einem Josef, auch wenn es nicht der Hl. Josef aus unseren Krippen ist, kann man nicht widerstehen. Also einige bemerkenswerte „Gschichtli“ aus 100 Jahren Krippen-Bewegung im Lande:
Im „Krippenfreund November 1917, also vor genau 100 Jahren, sind die ersten Statuten des neuen Tiroler Vereines öffentlich vorgestellt worden. Diese Statuten fanden, so wird berichtet, die sofortige Genehmigung der k.u.k.Statthalterei. Im § 5 habe ich eine sehr bemerkenswerte Formulierung gefunden. Da wird klar zwischen männlichen und weiblichen Mitgliedern der Krippenvereine unterschieden:
Die männlichen Mitglieder haben das Recht, an allen Voll- und Wanderversammlungen teilzunehmen, mitzusprechen, bei ersteren Anträge und Anfragen zu stellen, abzustimmen und als Ausschußmitglieder, Ersatzmänner, Rechnungsprüfer und Krippenpfleger gewählt, bzw. ernannt zu werden. Die weiblichen Mitglieder haben die nämlichen Pflichten und Rechte, mit Ausnahme des Rechtes, in den Ausschuß gewählt zu werden.
Das waren noch Zeiten, liebe Krippenfreunde!! Heute gibt es in vielen Vereinen mehr gewählte Frauen als Männer .............und das ist gut so!
1928
Im „Krippenfreund“ vom Oktober 1928 wird darauf verwiesen, dass der Mitgliedsbeitrag 1 Schilling beträgt. Dazu muss aber unbedingt vermerkt werden, dass noch 3 Jahre vorher, also 1925 der Jahresbeitrag 10.000 Kronen betragen hat. Von 10.000 Kronen vor drei Jahren, zu einem Schilling !!!
Vom 7.-14.Oktober 1928 findet in Feldkirch eine Landeskrippenaussstellung statt. Interessant ist unter anderem der Ausstellungstermin: Anfang Oktober !!
Zur Feldkircher Ausstellung schreibt der Schriftleiter des Krippenfreundes P.Simon Reider folgendes:
Wir aus dem klassischen Krippenlande Tirol können von der Feldkircher Ausstellung lernen. .......wenn das Land Vorarlberg 100 S in Gold als Preise für die schönsten Krippen gibt.......dann haben die Tiroler vom Nachbarlande doch noch etwas zu lernen, trotz unseres Namens in der Krippengeschichte......
Fürwahr ein wahres und edles Wort zu rechten Zeit !
Ein humorvolles Schmankerl aus den 30er Jahren:
In einem Bericht des Ortsobmannes von Lustenau, Heinrich Zöbele, über die Generalversammlung des Landesverbandes am 15.1.1933 im Kleinen Vereinshaus-Saal in Dornbirn ist zu lesen: Herr Schriftführer Winsauer Dornbirn ersucht die Landesleitung um eine Eingabe an das Landeselektrizitätswerk um Abgabe verbilligten Stroms zu Beleuchtung der Krippen. Die Landesleitung versprach diesbezügliche Ansuchen der Ortsgruppenleitungen gemeinsam an die Leitung der Landes-Elektrizitäts-Werksleitung einzureichen.
Von einem Erfolg dieses Ansuchens ist nichts bekannt. Jedenfalls eine vergangene Welt. Heute Weihnachtsbeleuchtungen an Häuser, Gärten, Einkaufsstraßen und Einkaufszentren mit Rentieren und Weihnachtsmännern die ganze Atomkraftwerke in Betrieb halten!
1925 werden aktive Krippeler in Feldkirch, Bregenz, Dornbirn und Lustenau angeführt. Frage an euch: Kennt ihr einen nicht aktiven Krippeler oder gar eine nicht aktive Krippelerin?? Das wäre ein Unikum besonderer Art !
In der Weihnachtsbeilage des Vorarlberger Volksblattes vom Dezember 1925 wird eine sehr ausführliche, detaillierte und auch humorvolle Anleitung zum Krippenbau gegeben. Beispielsweise berichtet der leider unbekannte Verfasser........Sägespäne grün zu färben ist eine Erfindung des Teufel; man muss sie trocknen, dazu brauchts große Bleche, und was sie an grüner Farbe nicht schucken können, das teilen sie freigiebig mit. Auf dem Boden, an den Händen, im Taschentuch, überall gabs grüne Flecke. Meine Frau zählte stumm die Zahl und stellte fest: d i e Farb bringt man nicht raus.
Hat sich das heute gebessert??
Im Krippenfreund Dez.1950 werden unter Krippenmarkt angeboten:
Neue Krippenfiguren von Hermann KUEN,Oberperfuß, 12cm groß preiswert abzugeben. 14 Figuren, 2o Schafe und 5-6 Ziegen. Interessenten mögen sich Melden bei Robert Auer, Längenfeld im Ötztal.
Da waren noch „Schmankerl“ zu haben !!
Hermann KUEN war zu dieser Zeit 38 Jahre alt und am Höhepunkt seinesSchaffens. Er hat über 1000 Geburtsgruppen geschnitzt, von Hand, ohne Computer!
1952
Am 3o. und 31.Mai 1952 kam es in Barcelona zu Gründung Weltverbandes UN-FOE-PREA. Dies fand im Rahmen des Eucharistischen Weltkongresses statt. Interessant ist, dass dabei die Krippenfreunde Österreichs von Monsignore Dr.Wechner vertreten wurden. Bruno Wechner wurde dann später zum 1.Bischof der neuen Diözese Feldkirch ernannt. Am 23.12.1952 fand dann in S.Sebastian in Spanien der 1.Weltkrippenkongress statt.
Vor einigen Wochen wurde der 20.Weltkongress in Bergamo gefeiert. Viele von euch waren dabei und können nur bestätigen.............................
Ein beeindruckendes Erlebnis für jeden Krippeler!
Im gleichen Jahr ...
wird im „Krippenfreund 1952“ von der Kapuzinerkirchen-Krippe in Dornbirn berichtet:
........Figuren von halber Lebensgröße. Seltsam war, dass ein gewaltiger Elefant und ein ebenso grosses Kamel hinten den Königen auf den etwas verwunderten Besucher gemütlich herunterblickte. Die Vorarlberger Krippeler lieben anscheinend das exotische Rüsseltier, da man es öfters als in Tirol in den Krippen antrifft.
Anmerkung des Chronisten:
Sollte damit angedeutet werden, dass es bei den Vorarlberger Krippelern mehr Elefanten und Kamele gibt? Oder ist damit noch geheimnisvoller angedeutet, dass da im Ländle auch noch mehr Esel und Ochsen daheim sind? Liebe Tiroler Nachbarn, das müsstet ihr uns erst beweisen !!
1962
In der Jahreshauptversammlung vom 24.Feber 1962 wird Oberlehrer Alfred Fröhlich zum neuen geschäftsführenden Landesobmann gewählt. Mit dem neuen jungen Obmann wird eine intensive Arbeit Eingeleitet. Gespräche mit Innsbruck führten zur wesentlichen Verbesserung der Beziehungen. Die Organisation wurde in „Schuss“ gebracht: Es gibt genaue Listen der Ortsgruppenmitglieder und der Ortsgruppenfunktionäre. Alfred war dann volle 30 Jahre Landesobmann. (bis 22.3.1992)
Die Krippenschule wird mit dem Ankauf von 2 Leimkesseln gefördert.
Da war die Krippenschule noch mit kleinsten Investitionen zufrieden zu stellen. Aber es gab vor über 50 Jahren erste Ansätze einer Vorarlberger
Krippenschule !
1962 „Krippenfreund Heft“
In einem Kondolenzschreiben des Österr.Verbandes in Innsbruck
an Landesobmann Fröhlich wird Ehrenobmann Josef Irgang irrtümlich als verstorben mit einem Dank und Nachruf bedacht. Josef Irgang aber
ist erst 6 Jahre später, am 22.1o.1968 verstorben. Die gegenseitige Kommunkation wurde damals zumeist schriftlich gepflegt. Nach diesem hochnot-peinlichen Vorfall, war für Obmann Fröhlich das dann wohl Anlass genug, ein Telefon anzuschaffen.
1965
Es dauerte aber noch 3 Jahre bis beim Obmann in Rankweil ein Telefon klingeln konnte.
In einer Ausschuss-Sitzung wird berichtet: Der Landesobmann berichtet, für sich einen Telefonanschluss installieren zu lassen. Da dies im Interesse des Vereines erscheint, richtet er die Anfrage an die Landesgruppe, ob ein Anteil der Kosten von der Landesgruppe vorgestreckt werden könnte. Mit Ausnahme des Kassiers stimmen die Anwesenden vorläufig grundsätzlich zu. Man beachte die extrem vorsichtige Formulierung des Beschlusses!!
1965
Interessant ist auch ein Bericht über die Rechungsprüfung des Österr.Verbandes. LO Fröhlich war in dieser Kommission und da wurde in Innsbruck von 6 Mann von 8 Uhr früh !!! bis 17°° geprüft!! Kommissionsmitglied Alfred Fröhlich musste da wohl einen Tag vorher anreisen, ein Zimmer nehmen und dann um 8°° g`stellt sin !! Das waren noch Zeiten!
Im Jahre 1969 haben die Vorarlberger Krippeler einen bisher offensichtlich verborgenen Schatz vor der Haustür entdeckt.
Erstmals wurde das DIORAMA in Einsiedeln besucht. Mit 2 Bussen und 54 Personen wurde von Obmann Fröhlich eine 1-Tagesfahrt organisiert. Bemerkenswert ist, dass für 54 Personen 2 Busse notwendig waren!!
1968
In einer Ausschuss-Sitzung dieses Jahres finde ich eine bemerkenswerte Aussage von Hans Vetter aus Lustenau, die heute noch größere Bedeutung haben wird: Er spricht sich sehr klar dagegen aus, dass Krippenbau kein Basteln und schon gar nicht ein Hobby sein soll. Krippenbau ist mehr, ist das Verkünden einer Botschaft.
1970er Jahre
In diesen Jahren kommt es zu den 10 mageren Jahren, um ein Bild der Bibel zu verwenden. 1973 beklagt Fröhlich, dass nach 17 Abmeldungen nur 8 Neubeitritte zu verzeichnen seien. In einem Ausschussprotokoll vom 12.6.1973 ist unter Allfälligem zu lesen: Die Schwierigkeiten, die in den einzelnen Ortsgruppen bestehen, bringen die Frage auf, ob die Ortsgruppen nicht besser aufgelassen werden sollten und alle Krippenfreunde nur Einzelmitglieder der Landesgruppe sein sollen“ Dazu aber kam es dann Gott sei Dank nicht! Bereits 7-8 Jahre später kam es im Gegenteil zu Gründung neuer Ortsgruppen.
1981
Am 1.1.1981 wird Peter Stark aus Koblach Mitglied der Krippenbewegung Vorarlberg. Eine kleine Erinnerung an diesen leider viel zu früh verstorbenen Krippeler soll hier angemerkt sein: Es gibt nicht sehr Viele, die sich um die Krippenbewegung im Lande und im Ort so große Verdienste erworben haben. So kannten wir Peter: Einfach Gas geben!! So meldete er sich sofort nach seinem Beitritt zum Krippenverein zu einem Krippenkursleiterlehrgang in Innsbruck an.
Mit Schreiben vom 27.Juli des gleichen Jahres aber musste Peter einen Rückzieher machen. In dem Brief nach Innsbruck schreibt er: ...dass ich an diesem Kurs nicht teilnehmen kann, weil gerade zum selben Zeitpunkt meine Hochzeit ist, da wir den Zeitpunkt unserer Hochzeit erst kürzlich fixierten. Aber er kam nicht vom guten Wege ab und meldete sich noch in diesem Brief sofort für den nächstjährigen Kurs an.
1987
In einem Protokoll vom 5.6.1987 ist zu lesen, dass der Österr.Verband einen Computer Marke „Adrema“ um den Preis von 3.000.000.—ÖS angeschafft hat. Der Schriftführer war wohl so beeindruckt von diesem neuen „Zauberwerk“, dass er eine Null mehr geschrieben hat. Aber ÖS 30.000,-- werden es dann schon gewesen sein. Ein „verrückter Preis“, wenn man weiß, welche Mitgliedsbeiträge eingehoben wurden oder wenn mit heutigen PC-Kosten verglichen wird.
Zum Abschluss nochmals ein Blick in die sogenannten „guten alten Zeiten“: März 1924 Unter „Anzeiger Krippenfreund „:
Verkauf: Josef Mader, Schuhmacher in Oberperfuß, möchte seine Krippe verkaufen.
Zirka 35 Figuren, 12cm durchschnittlich (Speckbacher) Hirten und Könige.
Preis 5,000.000 Kronen, nochmals in Worten 5 Millionen Kronen!
Es ist zu hoffen, dass der Schuhmacher seine Krippe in diesem Jahre nicht verkauft hat, denn im nächsten Jahr wären aus diesen 5 Millionen nur noch einige wenige
neue Schillinge und Groschen vorhanden gewesen!
Nun aber ist Schluss, nicht nur für Heute, nein auch für das endgültige Ende meiner Chronisten-Laufbahn im Landesverband. Es hat mir neben vielen Arbeitsstunden auch viel Freude und höchst interessante Einblicke in die Geschichte gebracht. Ich danke euch fürs Zuhören. Es war immer meine Meinung, daß wir Krippeler die heutigen Hirten sind, die zur Krippe hin ziehen, aber auch wieder ins alltägliche Leben zurück kehren. Ja es gibt Angst über unsere persönliche Zukunft, über die Zukunft unserer Gesellschaft, Angst über die Zukunft der ganzen Welt !
In diesen unruhigen Zeiten aber dürfen wir Krippeler uns an das halten, was die Engel den Hirten verkündet haben:
Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude................
Gloria et Pax